Ötztaler und Rad am Ring

Ich versuche Euch mal zu schildern, wie ich die letzten 2 Wochen und meine letzten Saisonwettkämpfe erlebt habe.

Als absolutes Highlight stand am 25.08 der Ötztaler Radmarathon auf dem Plan. Im Vorfeld habe ich immer wieder betont wie sehr ich mich auf das Event freute und wie ich mich mit etlichen Trainingskilometern und -höhenmetern darauf vorbereitet habe. Das am Ende wirklich alle für die „Katz“ war, konnte ich damals ja noch nicht ahnen. Aber erst mal der Reihe nach.
Am 23.08 fuhren Giovanna und ich nach Sölden. Uns empfing ein wolkenloser Himmel und meine Vorfreude stieg immer mehr. Kaum im Hotel angekommen, was sich ein bisschen schwieriger gestalte wegen diversen Straßensperrungen, sind wir auch schon los in Richtung Startnummernausgabe. Durch die Halle und einige Treppen später hatten wir auch unsere Beutel abgeholt und uns unseren Schnaps einschenken lassen (es gab als Startgeschenk einen Flachmann). Da die Wetterprognosen alles andere als gut aussahen, verfielen wir noch in eine Art Kaufrausch. Es wurden Beinlinge, Armlinge, Socken, Überschuhe, etc. gekauft. Mit vollen Taschen ging es zurück ins Hotel und die Fahrräder endmontiert. Abends stand dann noch ein Besuch in einem Irish Pub auf dem Zettel. Als wir am Samstag zum Frühstück in die „Hotelbar“ kamen, waren schon mehr Wolken am Himmel. Aber auch der Samstag war trocken und nachmittags sogar sehr sonnig. Die Wetterprognose stimmte für diesen Tag zumindest auch nicht, was die Hoffnungen stiegen ließen, auch am Sonntag solch ein Wetter zu haben. Wir machten unser Räder startklar und machten uns zum Beine lockern auf eine kleine Tour. Nach gut einer Stunde stellten wir die Räder im Zimmer wieder ab und gingen erneut auf die Meile. Diesmal aber zum Kaffee trinken. Abends lagen wir zeitig im Bett und hofften auf gutes (oder zumindest) trockenes Wetter. Beim „Augen aufschlagen“ um 4.30 Uhr stellten wir leider fest, dass unsere Bitten und Stoßgebete ohne Gehör geblieben sind. Es regnete „Bindfäden“ und es war *******kalt. Nach dem Frühstück packten wir uns ein. Ich zog alles an, was ich dabei hatte. Pünktlich um 6.30 Uhr standen wir an der Startaufstellung. Da es jedoch so stark regnete stellten wir uns unter und beschlossen weit hinten zu starten um dem Getümmel bis Oetz zu entkommen und kein Risiko einzugehen. So setzten wir uns gut 10min nach dem offiziellen Startschuss in Bewegung. Die Abfahrt bis Oetz war sehr regnerisch und kalt!! Innerhalb von wenigen Kilometern war ich bis auf die Unterhose nass. Auf der Abfahrt bis Oetz kamen mir so viele Radfahrer wieder entgegen. Alle haben sich entschlossen nicht durchzufahren. In Oetz ging es Richtung Kühtai hoch. Der 18km Anstieg lief richtig gut und meine Beine fühlten sich gut. Doch umso höher man aufstieg und dem Pass kam, umso kälter wurde es. Auf dem Pass waren es 3°C und Starkregen. Viele beschlossen hier oben das Rennen zu beenden. Ich wollte allerdings noch die Abfahrt probieren. Doch schon auf den ersten Kilometern konnte ich vor Kälte und damit verbundenen Magenkrämpfen meine Bremsen nicht mehr ziehen und somit beschloss ich für mich, dass ich auch ein DNF in Kauf nehmen würde. Ich stieg mit Schüttelfrost und krampfenden Fingern vom Rad ab. Da dies mein allererster DNF war, war ich dementsprechend sauer auf mich. Ich schmiss das Fahrrad in die Ecke und ging in das Feuerwehrhaus. Zu meinem Erstaunen waren dort noch mindestens 30 weitere Radler, obwohl es keine „offizielle Haltestelle“ war. Somit war mein Traum vom Ötztaler geplatzt. Alle Vorbereitungskilometer waren umsonst. Ich war und bin ehrlich gesagt heute noch sehr enttäuscht über mich. Was am Ende unterm Strich bleibt: Mein erstes DNF aber meine Gesundheit gerettet. Ich kann nur jedem empfehlen der gerne Radmarathons fährt, einmal an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Das ganze „Drum-Herum“ ist einfach gigantisch und auch die Organisation absolute Spitze!! Ich werde es mit Sicherheit in 2 Jahren nochmal versuchen in das Starterfeld zu rutschen.

Als weiteres Highlight stand am vergangen Wochenende das 24h Rennen am Ring an. Ich hatte mich in einem 4 Team gemeldet. Mit dem Wittgensteiner Radteam ging es am Samstag um 13.15 Uhr an den Start. Aber der Reihe nach: Samstagmorgen sind wir in aller Frühe angereist (leider war keine frühere Anreise möglich, da ich mich momentan in meiner Einarbeitungsphase befinde) und bauten unsere Schlafstelle auf. Giovanna musste noch Ihre Startunterlagen für das 75km Rennen abholen und so schlenderten wir durch die Boxengasse. Das Wetter war sehr bewölkt und „Oh Wunder“ es war schon wieder einmal Regen gemeldet. In unserer Teambesprechung beschlossen wir, dass ich die 1. Runde fahren würde. Also nichts wie rein ins Getümmel. Giovanna startete 12min vor mir und ich reihte mich hinten bei den Startern des 24h Rennen ein. Als es dann endlich losging blieb es sogar trocken und so machte ich mich auf die berüchtigte Nordschleife. Fuchsröhre runter standen zumindest schon mal 85km/h auf dem Tacho. Meine Beine waren top und der Verkehr machte nicht ganz so viel aus. Der Anstieg zur „Hohen Acht“ zog sich und die letzte Rampe hat es wirklich in sich, so dass selbst in der ersten Runde schon einige abstiegen und ihr Vehikel schieben mussten oder wollten. Die Verpflegungsstation ließ ich links liegen und begab mich auf die Ab- und Rückfahrt Richtung Boxengasse. Ich fuhr die erste Runde in 50min und hatte wirklich noch sehr gute Reserven. Ich freute mich auf meinen 2. Turn. Während der Wartezeit auf meine 2. Runde lief ich zum Ziel und empfing meinen Schatz. Mit einem Lachen aber völlig leeren Beinen kam sie in guten 2:47h und 1500HM ins Ziel. Wir wanderten zu unserem Zelt zurück und ich bereitete mich allmählich auf meinen 2. Turn vor. Und dann kam, was nicht kommen musste: der Regen!!! Mit Panik wechselte ich noch meinen Laufradsatz (denn ich hatte mit Carbonbremsflanken im Regen schlechte Erfahrung gemacht). Dann war ich auch schon an der Reihe. Ich wechselte und fuhr auf regennasser Fahrbahn und Feuchtigkeit von oben los. Die Fahrspur runter zur Fuchsröhre war wider erwartend trocken und man konnte es laufen lassen. Im Anstieg zur „Hohen Acht“ fing es allerdings wieder an zu regnen. Der Himmel öffnete seine Schleusen. Aber mir machte es nicht viel aus und ich fuhr mit einem anderen Radler immer ein hohes Tempo in Richtung Boxengasse. Im „Brünchen“ runter passierte es dann: Ich verlor im Scheitelpunkt und untersten Punkt der Kurve die Kontrolle und knallte auf den Asphalt. Ich rutschte über den Asphalt und den Abweiser um dann schließlich in der Wiese zum Stoppen zu kommen. Mit Schrecken stand ich auf. Meine komplette rechte Körperseite schmerzte und meine Radhose war auch nicht mehr auf meinem Oberschenkel. Völlig verdreckt und mit blutendem Arm und Knie ging ich zu meinem Fahrrad. Mittlerweile kamen Zuschauer an den Zaun und fragten, ob soweit alles ok sei? Wie in Trance griff ich mein Fahrrad und prüfte ob es noch fahrtauglich war. Ein bisschen am Lenker gerissen und die Bremsgriffe wieder kräftig an Ort und Stelle gerückt ging es weiter. Mit schmerzendem Arm, Hüfte und Bein fuhr ich recht langsam Richtung Wechsel. Am Wechsel wurde ich schon erwartet. Ich stieg vom Rad und machte mich ziemlich zeitnah in Richtung Medical Center. Ich war bei weitem nicht der Einzigste, doch meine Untersuchung musste vertagt werden, da ich zuerst duschen sollte, denn alle Wunden waren sehr stark verdreckt. Nach der Dusche wurde ich untersucht und GOTT SEI DANK hatte bzw. habe ich keinen Bruch oder sonstiges. Ein paar heftige Abschürfungen und Hämatome begleiten mich noch heute. Dazu kommen noch die Beschädigungen an meinem Rad und meinen Radklamotten. Damit war das Rennen für mich gelaufen und ich musste leider das Team im Stich lassen. Alles in allem eine ziemlich besch****** Abschlussveranstaltung für mein noch besch****** Sportjahr!

Was bleibt nun als Fazit für fast abgelaufene Saison? Ich werde das vergangene Sportjahr einfach vergessen und mich voll auf nächstes Jahr Ironman Frankfurt fokussieren. Der Abschluss des Sportjahres passt sich nahtlos in die schlechteste Saison meiner noch jungen Triathlon“karriere“ an. Nun heißt es erst mal: Regeneration. Außerdem bietet meine Einarbeitung und neue Stelle erst mal kaum Platz für ein geregeltes Training. Ich hoffe, dass sich der Stress nach der Einarbeitung ein klein wenig legt und ich zumindest mit geregeltem Lauf- und Schwimmtraining rechnen kann. Mehr kann ich momentan nicht über mein Jahresfazit sagen, denn der Schock vom Ring und das Aus beim Ötztaler nagen doch noch recht deutlich an mir. Das muss ich erst mal verdauen.

Ausblick für das restliche Jahr: Eventuell starte ich noch bei der ein oder anderen Laufveranstaltung. Aufgrund des Saisonverlauf werde ich dieses Jahr keinen Marathon mehr laufen, sondern viel mehr Aufbau- und Grundlagentraining absolvieren. Außerdem habe ich meinem Schatz versprochen meine Off Season zu genießen und mir richtig Zeit für uns zu lassen. Richtiger Saison- bzw. Trainingsstart wird November sein. Bis dahin werde ich hier ab und zu meine aktuellen Planungen (vllt. kommen doch noch ein paar lockere „Trainings-Wettkampf-Läufe“ dazu) niederschreiben.

Ich hoffe Ihr hattet Spaß an meinem Artikel. Ich muss ehrlich gestehen: Mir viel es nicht leicht über die Dinge zu schreiben. Aber auch das gehört nun mal dazu.

Hier noch ein paar Eindrücke was passiert, wenn man mit 70km/h den Asphalt testet:

20130909-213810.jpg

20130909-213820.jpg

20130909-213828.jpg

20130909-213835.jpg

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Ötztaler und Rad am Ring

  1. torstenfrank schreibt:

    Hallo Marc,
    auweh, auweh. Das ist ja in der Tat blöd. Erst beim Ötztaler und kurz drauf bei Rad am Ring so miese Bedingungen vorzufinden. Ein bisschen HTFU ist na noch ganz nett und kann für Heldenepen dienen – aber immer nur Pisswetter nagt dann doch.

    Und wenn dann auch noch zweimal DNFs hinzukommen ist es nochmal bescheidener. Aber Kopf hoch: Jetzt hast du zwei Scharten, deren Auswetzen umso höheres Potenzial für neuerliche Motivation bietet. 🙂

    Hauptsache, die Knochen und Bänder sind heile – der Rest ist schlimm genug, aber es heilt hoffentlich schnell wieder. Wünsche dir auf jeden Fall gute und schnelle Besserung.

    Ich kann nicht widerstehen, diesen Link zu posten, den jemand auf Twitter teilte… 😉
    https://t.co/UIySv2TpGx

    Ich bin auf jedem Fall nach deinem Stint nochmal extra vorsichtig gefahren, Mann Mann…

    Würde mich freuen, wenn wir uns demnächst noch mal auf dem Rad sehen. Und vielleicht nächstes Jahr auch wieder am Ring. 🙂

  2. giovanna schreibt:

    ….es schmerzt so wenn ich die Bilder ansehe 😦

Hinterlasse einen Kommentar